Bern, 14. Februar 2024 | Medienmitteilung

Online-Kampagne zur Bekanntmachung der Opferhilfe mit Fokus auf ältere Menschen

Um gewaltbetroffene Personen noch besser über die Hilfsangebote der Opferhilfe Schweiz zu informieren, startet die Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren (SODK) mit finanzieller Unterstützung des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) eine Online-Kampagne. Diese wird über Social Media (Facebook) und mittels Internet-Werbung ausgestrahlt und ist Bestandteil des Nationalen Aktionsplans zur Umsetzung der Istanbul-Konvention zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt sowie der Roadmap Häusliche Gewalt.

In der Schweiz sind jährlich mehr als 300’000 Seniorinnen und Senioren über 60 Jahren von Gewalt betroffen. Nur selten nehmen die Betroffenen oder die Angehörigen die bestehenden Hilfsangebote in Anspruch, da Gewalt im Alter immer noch ein Tabuthema ist. Im Jahr 2022 waren bei den Opferberatungen lediglich rund 4,2 Prozent der Opfer älter als 64-jährig. Insgesamt gab es 46'542 Beratungen, davon 1’947, bei denen das Alter des Opfers oder des Angehörigen über 64 Jahre war. Auch was die Entschädigung und Genugtuung anbetrifft, war diese Alterskategorie stark untervertreten gemessen am Anteil an der Gesamtbevölkerung, wo diese Alterskategorie rund vier Mal so hoch ist. Die Gründe hierfür sind vielschichtig, unter anderem Scham, fehlende Kenntnis über Hilfsmöglichkeiten, Abhängigkeiten von anderen Menschen (z. B. Familienangehörige, Pflegepersonal, Beiständ/innen) oder Angst vor den Konsequenzen.

Die Kampagne richtet sich an zwei Zielgruppen: zum einen an die direkten Betroffenen von Gewalt im Alter ab ca. 60 Jahren und zum anderen an deren nahe Angehörige ab 45 Jahren. Bei den direkten Betroffenen soll das Bewusstsein gestärkt werden, dass Gewalt im Alter nicht akzeptabel ist zu ermutigen, sich Hilfe zu suchen und sich an die Opferhilfe zu wenden. Die nahen Angehörigen von den Opfern möchte die Kampagne auf die Bedeutung ihrer Rolle als Unterstützer aufmerksam machen. Sie ermutigt, wachsam zu sein und Anzeichen von Gewalt zu erkennen und bei den Opferhilfestellen Unterstützung zu holen.

Von Gewalt können alle betroffen sein. Gewalt zu stoppen, ist in der Verantwortung der gesamten Gesellschaft. Falls Sie oder eine/r Ihrer Verwandten, Nachbar/innen, Patient/innen oder Kolleg/innen von Gewalt betroffen sind oder falls Sie eine schwierige Situation beobachten, handeln Sie!

Opferhilfe Schweiz

Die Opferhilfe ist für alle Menschen da, die in der Schweiz durch eine Straftat körperlich, psychisch oder sexuell beeinträchtigt wurden. Beratungsstellen der Opferhilfe gibt es in der ganzen Schweiz. Diese informieren die Opfer wie auch ihre Angehörige über ihre Rechte, unterstützen sie bei der Verarbeitung des Geschehenen und vermitteln ihnen weitere Hilfe. Die Opferhilfe kann für finanzielle Folgen der Straftat aufkommen. Opfer und ihre Angehörigen können zudem eine Genugtuung für das erlittene seelische Leid erhalten.

Gemeinsam gegen Gewalt im Alter

Diese Online-Kampagne ist eine Fortsetzung und Ergänzung früherer Kampagnen, die unter dem Label „Gemeinsam gegen Gewalt im Alter“ realisiert wurden. 
Im Frühjahr 2023 hat die Schweizerische Kriminalprävention (SKP) zusammen mit der Opferhilfe Schweiz und dem Nationalen Kompetenzzentrum Alter ohne Gewalt eine Kampagne durchgeführt, um Betroffene und Angehörige zu ermutigen, über das Thema zu sprechen und sich Hilfe zu holen. Ferner hat das Institut et Haute Ecole de la Santé La Source (HES-SO), das senior-lab und das nationale Kompetenzzentrum Alter ohne Gewalt mit Unterstützung der SKP und der Opferhilfe Schweiz im November 2023 eine Kampagne zu Gewalt in Paarbeziehungen bei älteren Personen lanciert.